Der letzte Spieltag hat es gezeigt. Nach einer ordentlichen ersten Halbzeit, fulminanten ersten 5.Minuten der 2. Halbzeit kam das, was kommen muss, wenn die Eintracht ihre Torchancen nicht nutzt. Der Gegentreffer und das damit verbundene Zusammenbrechen des Kartenhauses. Es ist nicht schlimm, dass verloren wurde, sondern wie. Und dies zeigt, dass sich bei der Eintracht zur nächsten Saison einiges ändern muss. Ohne jede Frage, das Duett Bruchhagen und Funkel hat uns in die erste Bundesliga gebracht und uns in dieser auch etabliert. Ohne diese beiden erfahrenen Recken der Bundesliga würden wir heute höchstwahrscheinlich nicht so gut dastehen, wie es der Fall ist. Finanziell abgesichert und bislang auch relativ abgesichert in der Liga. Doch nun kommt die Zeit, wo auch diese beiden sich berechtigter Kritik aussetzen müssen. Das Funkel einige zweifelhafte taktische Entscheidungen in der jungen Vergangenheit begangen hat ist offensichtlich. Sowohl seine manchmal merkwürdigen Wechselmethoden, als auch seine zweifelhafte Einstellung zu den Trainingsleistungen und ihre Wirkung auf die Startformation eines Bundesligaspiels mag nicht jeder gleicher Meinung sein. Insbesondere ist es mir gegenwärtig rätselhaft, warum man immer noch auf einen Mahdavikia baut, der sicherlich zwar in den letzten Spielen akzeptabel gespielt hat, jedoch dafür Steinhöfer draußen lässt, der insgesamt in dieser Saison immens überzeugt hat und einer der wichtigsten Vorbereiter ist. Auch die Entscheidung, Inamoto anstatt Fink spielen zu lassen, ist streitbar. Darüber muss gesprochen werden. Auch über die Personalie Caio. Sicher ist es nicht sinnvoll, dass er so wenig Einsatzzeit bekommt und in einem Spiel wie gegen Bremen wäre er vielleicht ein interessanter spielerischer Zusatz gewesen, doch dass er von vielen als Heilsbringer angesehen wird, mutet ebenfalls schon fast lächerlich an. Schließlich ist er de facto zu wenig ambitioniert, sich hier wirklich durchzusetzen.
Und auch der Mann, der bislang als unantastbar galt, steht plötzlich in der Kritik. Und dies auch leider zu Recht. Ja, jeder weiß mittlerweile, dass die Eintracht keine Unmengen an Geld zur Verfügung für die Verpflichtung neuer Spieler hat, doch kann es nicht sein, dass man seinen eigenen Verein unnötig klein redet. Bruchhagen hat absolut recht wenn er sagt, dass wir mit den ersten 6 der Bundesliga nicht mithalten können, doch weiss das doch mittlerweile jeder. Aber trotzdem fährt man als Fan ins Stadion und hofft, dass sich das Blatt für das ein oder andere Spiel doch einmal wendet. Der Glaube darf einem Fan nicht genommen werden. Gleichzeitig erscheint es mir auch fragwürdig, dass wir anscheinend die einzige Bundesliga-Mannschaft sind, die nicht in der Lage ist, einen Spieler aus der Bundesliga zu verpflichten, der in seinem Verein Stammspieler ist. Es kann doch nicht angehen, dass wir nicht mal Spieler wie Marvin Matip oder Hanno Balitsch bekommen. Mir kann keiner erzählen, dass diese beiden unser finanzielles Niveau übersteigen und wenn dem doch so ist, so muss sich hier etwas verändern. Fakt ist, dass wir Verstärkungen für die neue Saison brauchen. Und diese müssen ein solch hohes Niveau haben, damit die Mannschaft insgesamt verbessert wird. Doch damit solche Spieler verpflichtet werden können, muss das ständige Kleinreden ein Ende finden. Denn welcher Spieler will denn zu einem Verein wechseln, der sich selbst keine Ziele setzt, außer das man in der nächsten Saison nicht absteigen will. Auch Sponsoren werden mit solchen Zielen nur schwerlich angelockt.
Ich habe in einem Zeitungsartikel gelesen, HB wirke müde. Diesem Aspekt muss nachgegangen werden, denn wir benötigen eine Führungsriege mit Power und Durchsetzungskraft. Beides Attribute, die Bruchhagen bisher gekonnt vereinen konnte. Doch sollte es bald soweit sein, dass er uns verlässt, so müsste seine Nachfolge geregelt werden. Versteht mich nicht falsch. Ich schätze HB, doch denke ich auch, dass er es verdient hätte, bei einem Topverein die Geschicke zu leiten. Als Ersatz und Nachfolger sehe ich Alexander Schur als idealen Mann. Er ist ein Mann mit immensem Potential, da er gleichzeitig die Probleme aktueller Spieler kennt und auf der anderen Seite bei den Fans sehr beliebt ist. Vielleicht wäre eine Vorstufe als Teammanager eine gute Position um sich einzuarbeiten.
Funkel und HB müssen sich also auch der Kritik stellen, die es nach dieser Saison selbstverständlich geben wird. Ich persönlich stehe weiterhin zu den beiden, doch es muss bewusst werden, dass ein Ruck durch die Eintracht und den gesamten Verein gehen MUSS. Ein Ruck, der die Fans wieder dazu bringt, vollkommen hinter der Mannschaft und den Verantwortlichen zu stehen. Einen solchen Ruck würde ich darin sehen, wohl oder übel Geld in die Hand zu nehmen und nach diesen vielerorts mangelhaften Leistungen den Kader auszumisten. Sicher, man hat Angst, keinen Ersatz zu bekommen, doch kann es nicht sein, dass bei der Eintracht weiterhin Spieler im Kader bleiben, die auf der ganzen Linie, gemessen an ihrem Gehalt, enttäuscht haben. Inamoto, Kweuke, und Mahdavikia haben zu keiner Zeit bewiesen, dass sie die Eintracht verbessern können. Ljubicic, Toski und Zimmermann haben das Talent, doch ihr Erfolg wird sich nicht bei der Eintracht einstellen. Gehen wir die einzelnen Kandidaten durch und führen die Gründe für einen Abgang auf.
– Junichi Inamoto: Gekommen mit großen Erwartungen, konnte der ehemalige Spieler von Arsenal London zu keiner Zeit an die Hoffnungen anknüpfen, die in ihn gesetzt wurden. Defensiv nur mittelmäßig stabil und offensiv praktisch nicht existent (noch kein Tor) sind zu wenig für einen Bundesligaspieler mit Stammplatzambitionen. Angesichts der Tatsache, dass er einer der Topverdiener sein dürfte, wäre es ideal, ihn von der Gehaltsliste zu streichen.
– Leonard Kweuke: Wie schon so einige Male dachte man, dass hier die Eintracht eine Perle ausgegraben hat. Doch dem war nicht so. Das bisher von Kweuke gezeigte hat kaum Regionalliga-Niveau und führt eher zu Lachern als zu Begeisterungsstürmen. Seine Chancen wie gegen Bielefeld hat er eindrucksvoll nicht genutzt, weswegen ein Abgang bzw. das Nichtziehen der Kaufoption als das einzig Sinnvolle erscheint.
– Mehdi Mahdavikia: Er hatte so starke Spiele. Nur leider nie bei der Eintracht, weswegen es Zeit wird, sich von ihm und damit einem Topverdiener zu trennen. Er ist bei weitem läuferisch nicht mehr so gut, wie er mal war. Seine Pässe kommen oft nicht an, es fällt auf, dass er mit Ochs nicht so gut harmoniert, wie es bei Ochs-Steinhöfer der Fall ist. Zudem ist er enorm zweikampfschwach und verliert dadurch viele Bälle.
– Kreso Ljubicic: Der Junge hat Talent, doch durchsetzen konnte er sich, vielleicht auch wegen dem nicht vorhandenden Biss noch nicht. Er wird sicher wechseln.
– Faton Toski: In Spielen wie gegen Wolfsburg hat man gemerkt, dass er ein guter Junge ist. Doch auch er ist einfach zu inkonstant und scheint sich nicht immer so reinzuhängen, wie man es gerne hätte. Er vertendelt zu viele Bälle, verliert viele Zweikämpfe und hat auch deswegen kaum noch gespielt. Eine Leihe zu einem Zweitligisten wäre eine sinnvolle Idee um ihn weiter aufzubauen.
– Jan Zimmermann: Zwar bin ich weiterhin ein Befürworter von ihm, doch muss man realistisch betrachtet sagen, dass ein Verbleib unrealistisch ist, nachdem Fährmann und nun auch Rössl für die kommende Saison verpflichtet und bis auf Lehmann noch kein Abgang im Tor vorgesehen ist.
– Benjamin Köhler: Köhler, nun jahrelang bei der Eintracht, ist kein schlechter Spieler. Ursprünglich ein Stürmer, spielt er nun jede Position, die ihm vorgegeben wird. Manchmal mit mehr, meistens jedoch mit recht wenig Erfolg. Und genau da liegt das Problem. Sicher ist Benjamin Köhler einer der Lieblinge von Funkel, auch weil er sich immer richtig reinhängt im Training, auch weil er sich selten beschwert. Jedoch merkt man bei ihm, dass, obwohl mit 28. Im besten Fußballeralter, es für ihn nicht zu einem Stammplatz reicht. Deswegen sollte er, auch für sich, einen Tapetenwechsel vollziehen. Vielleicht bei einem Verein der zweiten Liga, wo er ohne Probleme einer der Besten wäre. Doch für die Eintracht, die sich auch weiterentwickeln muss, stellt er keine Verstärkung mehr da.
– Alexander Krük: Sicher, auch er hatte mit Verletzungen zu kämpfen, doch scheint es für ihn auch nach überstandener Verletzung nicht für die Bundesliga zu reichen.
– Nikola Petkovic: Gekommen für recht viel Geld und mit großen Hoffnungen, konnte auch er selbige nicht erfüllen. Seine Spiele, wenngleich offensiv recht ansprechend, waren insbesondere defensiv von größeren Fehlern geplagt, was ihm nun auch den Platz auf der Bank eingebracht hat. Zwar ist er noch recht jung, doch muss man sich die Frage stellen, ob es nicht besser wäre, die Position des Linksverteidigers mit Ausnahme von Spycher neu zu besetzen.
Wie man sieht, sind unter den Namen auch einige dabei, bei denen es den Verantwortlichen schwer fallen würde, sie gehen zu lassen. Doch ein solcher Schritt ist meiner Ansicht nach notwendig, um sich im nächsten Jahr neu aufzustellen und das fehlende Geld reinzuholen, damit neue Transfers getätigt werden können. Womit wir bei den Planstellen für die nächste Saison wären.
– Innenverteidigung: Russ und Bellaid machen ihre Sache insgesamt recht ordentlich. Beide entwickeln sich weiter und beim anfangs schwachen Bellaid ist ein deutlicher Aufwärtstrend spürbar. Doch all dies genügt nicht, wenn man den Anspruch hat, nicht die meisten Gegentore in der Liga zu kassieren. Der Eintracht fehlt es definitiv an einem erfahrenen Innenverteidiger, der die Jungen führt, ihnen bei ihrer Weiterentwicklung hilft und für Stabilität in der Verteidigung sorgt. Eine Verpflichtung fürdiese Schlüsselposition wäre immens wichtig für eine Weiterentwicklung der Mannschaft. Sicher wird dies nicht gerade wenig Geld in Anspruch nehmen, doch hat dies eine so große Bedeutung, dass man nicht umher kommen wird.
– Defensives Mittelfeld: Nach dem Abgang von Fink wird hier eine Planstelle frei, die ebenfalls adäquat gefüllt werden muss. Zwar hat man im Optimalfall mit Bajramovic und Chris zwei Spieler, die diese Position optimal ausfüllen können, doch kann man nicht davon ausgehen, dass diese Spieler über die gesamte Saison von Verletzungen verschont bleiben. Die vergangenen Jahre bestätigen diese Vermutung.
– Linksverteidiger: Man mag zwar kein Fan von Spycher sein, doch allein aufgrund seiner mannschaftsinternen Stellung dürfte an ihm auch in der kommenden Saison kein Weg vorbeiführen. Doch was ist, wenn er sich, wie in dieser Saison verletzt? Man hat gesehen, dass es für ihn in der Mannschaft keinen gleichwertigen Ersatz gibt und deswegen sollte auch auf dieser Position ein Backup verpflichtet werden.
– Angriff: Zwar stößt mit Heller zu Beginn der neuen Saison ein Stürmer zur Eintracht wieder hinzu, doch ist man mit Amanatidis, Fenin, Liberopolous und Tsoumou zwar recht gut, jedoch möglicherweise nicht außreichend besetzt.
Abschließend bleibt zu sagen, dass viel Arbeit auf die Verantwortlichen wartet. In der Aufarbeitung des Vergangenen und der Zusammenstellung bzw. Festigung des neuen/alten Teams, mit dem man in der nächsten Saison durchaus mal das Ziel verfolgen darf, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen, vielleicht mal den ein oder anderen „Großen“ zu ärgern und im DFB-Pokal möglichst lange dabei zu bleiben. Wenn die kritische Auseinandersetzung mit der bald beendeten Saison gelingt und eine Perspektive eröffnet wird, kann man auch schneller als geglaubt den Frieden mit den Fans wieder herstellen. Diesen geht es schlussendlich, wie Funkel, Bruchhagen, Fischer, schlicht jedem der mit der Eintracht zu tun hat, nur um das eine: Das Wohl bzw. den Erfolg der SG Eintracht Frankfurt.
Nur eine Stadt, nur ein Verein,
nur Frankfurt, Eintracht Frankfurt.
Für dich leben wir, nur dich lieben wir, für dich sterben wir, Eintracht Frankfurt.
Veröffentlicht in Eintracht Frankfurt
Schlagwörter: Bruchhagen, Caio, Eintracht, Funkel, Mahdavikia
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